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Klima und Energie
Fachartikel

Nachhaltig unterwegs in der Freizeit

Sonja Plüss
Weg neben einem Wald, auf dem Menschen mit dem Fahrrad davonfahren.

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4 Minuten Lesezeit

Klima und Energie

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Wie wir uns fortbewegen, hat grossen Einfluss auf unseren CO₂-Fussabdruck. Hierzulande ist der Verkehr der grösste Klimasünder. Um die Klimaziele zu erreichen, muss sich das Mobilitätsverhalten verändern. Aber wie kommen wir nachhaltiger von A nach B?

Die inländischen Treibhausgas-Emissionen sinken hierzulande tendenziell in allen wichtigen Bereichen – ausser im Verkehr. Anpassungen in der Mobilität sind aber unumgänglich, um den Klimawandel zu bremsen. Denn die meisten Treibhausgas-Emissionen kommen aus dem Verkehr. Unter Einberechnung des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs ist die Mobilität beziehungsweise der Transport der Bereich, bei dem das Potenzial zur Einsparung von Emissionen mit Abstand am höchsten ist.

Diagramm, das zeigt, wie sich die Treibhausgas-Emissionen verschiedener Sektoren zwischen 1990 und 2019 verändert haben.

Treibhausgas-Emissionen der Schweiz nach Sektoren gemäss CO2-Verordnung, ergänzt mit Zahlen zum internationalen Flug- und Schiffsverkehr (Daten: Treibhausgasinventar der Schweiz / BAFU 2020).

Welches sind die Klimasünder?

Wie viele Treibhausgas-Emissionen eine Reise von A nach B verursacht, hängt stark vom gewählten Transportmittel ab. Bei einem Vergleich der Emissionen einer Person pro zurückgelegtem Kilometer (bei durchschnittlicher Auslastung) zeigen sich grosse Unterschiede:

  • Nimmt eine Person in der Schweiz beispielsweise den Zug, ist diese im Durchschnitt über 30-mal klimafreundlicher unterwegs, als wenn sie das Benzin- oder Diesel-Auto für die gleiche Strecke nimmt.

  • Mit einem Elektroauto – angetrieben mit durchschnittlichem Schweizer Strom – ist der Ausstoss nur noch 2,5-mal tiefer, als mit einem Benzin- oder Diesel-Auto.

  • Das Flugzeug schneidet punkto Klimafreundlichkeit mit Abstand am schlechtesten ab (siehe auch WWF-Beitrag «Mein Fussabdruck: Mobilität»).

Beachtet werden jeweils die Emissionen im Betrieb so wie in der Herstellung.

Balkendiagramm, das den CO2-Ausstoss verschiedener Verkehrsmittel wie Flugzeug, Auto und Velo vergleicht.

CO2-Äquivalente (in Gramm) pro Personenkilometer bei durchschnittlicher Flotte und Auslastung (Daten: WWF, basierend auf ESU-Services 2022 & Mobitool 2020).

Die Vorteile der nachhaltigen Mobilität gehen über die Einsparung von Treibhausgas-Emissionen hinaus. Wenn vermehrt auf öffentliche Verkehrsmittel, Langsamverkehr und E-Fahrzeuge gesetzt wird, hat dies auch positive Auswirkungen auf die Luftqualität und die Lärmbelastung. Ausserdem wirkt sich das auf die Umweltbelastung, den Ressourcenverbrauch und auf soziale Problematiken, die in der Herstellung der Fahr- und Flugzeuge anfallen, aus.

So viel CO₂-Ausstoss wie ganz Somalia

Mobilität ist nicht gleich Mobilität. Die Fortbewegung jeder Person – sei das zur Arbeit, ins Fitnessstudio oder zum Supermarkt – lässt sich in unterschiedliche Bereiche unterteilen. Welcher fällt dabei am stärksten ins Gewicht? Der Freizeitverkehr ist mit 43 Prozent der durchschnittlichen Tagesdistanz pro Person (im Inland) gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) der grösste Bereich; im Vergleich zu 28 Prozent für den Weg zur Arbeit oder 15 Prozent für Einkäufe (Stand 2021).

Kuchendiagramm, das die Mobilitätsanteile vergleicht, also wie viel der Distanzen für Freizeit, Arbeit, Einkauf, Ausbildung und andere Zwecke zurückgelegt werden.

In der Schweiz werden fast die Hälfte der Distanzen im Inland für Freizeitaktivitäten zurückgelegt (Daten: Bundesamt für Statistik / Stand 2021).

Vom Freizeitverkehr werden dreiviertel mit motorisiertem Individualverkehr zurückgelegt: total neun Kilometer pro Person und Tag. Diese verursachen geschätzt 1,1 bis 1,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr. Das entspricht dem jährlichen CO₂-Ausstoss von Ländern wie Somalia oder Sierra Leone.

Betrachtet man zusätzlich den Flugverkehr, fällt die ganze Rechnung nochmals anders aus. Im Jahr 2019 – bevor die Corona-Pandemie Flugreisen vorübergehend einschränkte – verursachte der internationale Flugverkehr gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) fast 6 Millionen CO₂-Äquivalente. Zum Vergleich: Die übrigen Schweizer Treibhausgas-Emissionen im selben Jahr waren für knapp 46,6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verantwortlich (ohne die internationalen Flüge). Insgesamt fliegen Schweizer Reisende doppelt so häufig wie ihre Nachbar:innen. Und 81 Prozent der angeflogenen Destinationen liegen gemäss BfS in Europa (Stand 2022).

Grafik einer Europakarte, in der eingezeichnet ist, wie weit man mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln mit einer Tonne CO2-Äquivalenten kommt.

Wie weit kommt eine vierköpfige Familie mit einer Tonne CO2-Äquivalenten? Mit dem Zug bis an die Aussengrenzen von Europa, mit dem Auto bis nach Dänemark und mit dem Flugzeug nur gerade über die Landesgrenze (Daten: myclimate).

Ansätze zur Verbesserung

Mehr Nachhaltigkeit im Freizeitverkehr ist vor allem auf zwei Arten möglich:

  • Mobilität vermeiden, indem für Freizeitaktivitäten zum Beispiel Angebote in der Nähe gewählt werden.

  • Die anfallende Mobilität nachhaltiger gestalten, etwa indem das Auto öfters stehen gelassen und die Strecke mit öffentlichem Verkehr, Velo oder zu Fuss zurückgelegt wird. Oder mit Urlaub im nahen Ausland, sodass die Anreise mit dem Zug möglich ist.

Die nachhaltigere Gestaltung der Mobilität bedingt immer einer Gesamtbetrachtung. Es gibt nicht eine Lösung, die für alle Personen, Freizeitaktivitäten und Regionen gleich gut funktioniert. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Mobilitätsverhalten kann aber auch ganz neue Optionen eröffnen und sogar die Gemeinschaft stärken. Zum Beispiel könnte Carpooling eine Alternative bieten, wenn mehrere Kinder aus dem Quartier regelmässig ins gleiche Fussballtraining gefahren werden oder Kolleg:innen einen ähnlichen Arbeitsweg haben.

Grundlagenpapier «Mobilität»

Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, will 2030 Netto-Null erreichen und dafür die angeschlossenen Sportvereine zu klimafreundlichem Handeln motivieren und sie dabei unterstützen, entsprechende Kompetenzen aufzubauen. In diesem Kontext hat die Stiftung Pusch – Praktischer Umweltschutz zwei Grundlagenpapiere mit Fokus Nachhaltigkeit für Swiss Olympic erarbeitet – eines zur nachhaltigen Beschaffung und eines zur Mobilität. Letzteres diente als Basis für diesen Fachbeitrag.


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