Artenvielfalt fördern mit Signalwirkung

In Brügg (BE) setzen sich Gemeinde und Schule gemeinsam für mehr Artenvielfalt ein und stellen ihre Projekte der Öffentlichkeit vor. Mit Erfolg: Die Natur profitiert, die Schüler:innen sind engagiert und die Brügger Bevölkerung ist beeindruckt.
Die Gemeinde Brügg realisiert jedes Jahr verschiedene Projekte zur Förderung der Artenvielfalt. Zu diesem Zweck gründete der Gemeinderat die Arbeitsgruppe Landschaft und Biodiversität. Ein Projekt wird jeweils in Zusammenarbeit mit der Schule Brügg und, je nach Thematik, mit weiteren Beteiligten erarbeitet und im Rahmen eines Anlasses der Bevölkerung vorgestellt. So verbindet die Gemeinde bewusst Projekte mit Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und Spass.
Neuer Lebensraum für Amphibien
In diesem Rahmen entstand 2011 auf dem Areal des Schulhauses Bärlet beispielsweise ein neuer Lebensraum für Amphibien. Die Bauverwaltung Brügg beauftragte Ende Winter das Landschaftswerk Biel mit der Planung und Umsetzung unter Einbezug einer Amphibienspezialistin der Koordinationsstelle für Reptilien- und Amphibienschutz (Karch). Die Ausgestaltung übernahmen die Schüler:innen der 6. Klasse. Interessiert und engagiert packten sie an und liessen sich auch von strömendem Regen nicht aufhalten. Einige Wochen später, am jährlichen Tag der Artenvielfalt im Mai, lud die Gemeinde die Bevölkerung zu einem Fachreferat zum Thema Amphibien in die Aula der Schule und anschliessend zu einem Rundgang zum neu gestalteten Lebensraum ein. Die Sechstklässler:innen hatten verschiedene Posten vorbereitet und erklärten den Lebensraum mit den bereits entwickelten jungen Erdkröten. Die Brügger:innen waren begeistert. Auch die Presse war anwesend und berichtete über das Projekt. Der WWF Schweiz prämierte das Engagement mit einem Preis: einem Ausflug für die Klasse zur Vogelwarte Sempach.
«Für unsere Schüler:innen ist es eine tolle Erfahrung, in der eigenen Wohngemeinde etwas zugunsten der Artenvielfalt unternehmen zu können.»
– Michael Rosin, Schulleiter, Brügg
Unterstützung für Wildbiene und Co.
2013 fokussierte sich das Projekt von Schule und Gemeinde auf die Lebenswelten von Honig- und Wildbienen. Zunächst befassten sich drei Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern in der Klasse mit Wildbienen. Anschliessend bauten sie ein grosses Wildbienenhotel, das sie auf dem Schulhausareal aufstellten. In nächster Nähe blüht eine Wildblumenwiese, die von Werkhofmitarbeitern fachgerecht gepflegt und immer artenreicher wird. Wiederum im Mai lud die Gemeinde die Bevölkerung ein, teilzuhaben am Leben der Honig- und Wildbienen. Eine Wildbienenspezialistin erzählte vom Verhalten und von den Lebensräumen verschiedener Wildbienenarten. Und davon, dass sowohl die Honig- als auch die Wildbienen gefährdet sind: Lebensraumverlust und Biozide machen ihnen das Leben schwer. Im Anschluss an das Referat bauten die Schulkinder zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern viele kleine Wildbienenhäuser, die nun in Brügger Gärten stehen. Auch die Kulturkommission beteiligte sich: Bei ihrem Sommeranlass im August zeigte sie in der voll besetzten Aula den Film «More than Honey» von Markus Imhof.
Eine Burg für Reptilien
In diesem Jahr standen Reptilien im Fokus. Im April bauten Schüler:innen der 5. Klasse zusammen mit Mitarbeitern des Werkhofs eine Reptilienburg auf dem Friedhof. Im Vorfeld wurde das Projekt mit einer Reptilienspezialistin besprochen und geplant. Die Bauarbeiten waren interessant, lustig und sehr dynamisch. Im Mai lud die Gemeinde die Bevölkerung ins Kirchgemeindehaus zu einem Fachreferat zum Thema einheimische Reptilien ein. Auf dem Friedhof stellten die Fünftklässler:innen die Reptilienburg sowie bereits vorhandene Lebensräume vor – eine Blumenwiese, einen Ruderalstandort und ein Bord mit einheimischen Sträuchern. Sogar eine Mauereidechse liess sich blicken. Zum Abschluss gab es Broschüren zum Thema, verbunden mit dem Wunsch an die Besucher:innen, in ihren Gärten naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu gestalten. Und auch im nächsten Jahr geht der Einsatz für die Artenvielfalt weiter. 2019 steht das Thema Klimawandel und einheimische Bäume im Fokus.
Der Artikel ist im «Thema Umwelt» 4/2018 erschienen.
Titelbild: Pusch